Chapterfightbericht

18.4.1998, Bremer Gardejäger



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30. Lyranische Garde besiegt Bremer Gardejäger


Bremen, Tharkad (LNG) Am 18. 4. 3030 fiel endlich die Entscheidung, welche Einheit die beste im Lyranischen Commenwealth ist: Gegen 04.00 Uhr TNZ signalisierte der Stellvertretende Kommandeur der Bremer Gardejäger dem Chef der 30. Lyranischen Garde, Kommandant Dennis Raschke, nach einem der härtesten Gefechte der letzten Jahre � und dies ohne Trennung zwischen Manöver und echtem Kampfeinsatz - seine Aufgabe.
Der geneigte Leser wird sich vielleicht wundern, wieso die beiden besten Einheiten der LCAF sich mitten im vierten Nachfolgekrieg ein Manöver unter Waffen liefern mußten. Schließlich steht das Haus Steiner im Moment nicht nur mit den Häusern Marik und Kurita im Krieg, sondern muß sich auch noch mit terroristischen Banden aus der Peripherie und dem Steiner-Kurita-Grenzraum herumschlagen. Da die als so stark eingeschätzte Hilfe der Vereinigten Sonnen sich auf die Angriffe von Team Banzai und den unausgegorenen Aktionen einiger NAIS-Bataillone beschränkt, liegt es am Haus Steiner, dem Drachen die Stirn zu bieten. Doch bei beiden Einheiten wiegelt man ab: �bereinstimmend erklärten Oberst Heldt und Kommandant Raschke, daß dieses Manöver in keinem Falle die Verteidigungsbereitschaft des Commenwealth schwächen würde. Mit einem Grinsen bemerkte ein Leutnant der 30. Lyranischen Garde, daß man woanders wohl keine akzeptablen Gegner mehr fände, was von allen anwesenden Offiziern mit schallendem Gelächter quittiert wurde. Alleine das Stattfinden dieses Manövers mitten im Krieg sollte den Militärs der mit dem Lyranischen Commenwealth im Konflikt stehenden Häusern schwer zu Denken geben.
Bemerkenswert ist das Zustandekommen dieses Gefechts: Während einer vom Kommandostab der Gardejäger durchgeführten Weiterbildung auf Tharkad kam es zu wiederholten Wortgefechten zwischen den eingeladenen Offizieren der 30. Lyranischen Garde und Offizieren der Bremer Gardejäger. Besonders hervor taten sich dabei Oberleutnant Wieder und Leutnant [geheim]. Hauptthema des Streites war die Frage, welche Einheit die beste Garde und damit wohl auch die beste Einheit der Inneren Sphäre sei. Um die Gemüter zu kühlen und den Disput ad acta zu legen, wurde ein Manöver vereinbart, welches diese Frage wohl endgültig klären sollte. Die 30. Lyranische Garde richtete es also so ein, daß beim Frontwechsel von der Marik- an die Kuritafront Tharkad mit einer Woche Aufenthalt eingeplant war.
Inzwischen hatte aber ISN (Inner Sphere Network) von diesem Manöver Wind bekommen und bei beiden Einheiten angefragt, ob die �bertragungsrechte zu haben wären. Da Informationen aus dem Kampfgebiet aus Gründen der militärischen Sicherheit in letzter Zeit sehr spärlich flossen und seit Oktober 3029 live gefilmtes Material von Schlachtszenen der militärischen Zensur unterliegt, erfreuen sich selbst bisher uninteressante Solaris-Kämpfe wachsender Beliebtheit bei den Zuschauern im Commenwealth. Laut Aussage eines ISN-Mitarbeiters "lecken sich die Leute doch die Finger nach einem solchen Sahnestück".
Nach kurzer Zwischensprache entschlossen sich Oberst Heldt und Kommandant Raschke, das Manöver in den Dienst einer guten Sache zu stellen und die �bertragungsrechte an ISN zu verkaufen. Die eingenommenen Gebühren sollen dem Roten Kreuz der Inneren Sphäre für die Krebsforschung zukommen, die Einnahmen aus dem flugs inszenierten Merchandising-Programm für denselben Zweck verwandt werden. Da man sowohl auf Seiten von ISN und den Garden von einem gesunden Medieninteresse ausging, wurde in der Nähe des Kampfgebietes eine Tribüne für die Presse errichtet. Ausnahmsweise ließ sich die Programmdirektion von ISN auf eine Beteiligung an den Werbeeinnahmen ein, da man davon ausging, daß dies die Bosse des Medienkonzerns billiger käme als ein Pauschalbetrag. Doch das Interesse der Zuschauer war völlig unterschätzt worden. In der Nähe des Kampfgebietes mußten vier weitere Tribünen für Medienvertreter errichtet werden und durch geschickte Trailerplazierung seitens ISN konnte sogar der Großteil der Rechte an nicht-Steiner-Sender im Kombinat und der Liga Freier Welten verkauft werden. Pünktlich zu Beginn des Kampfes schalteten sich der Nagelring, Sanglamore und die Blackjack SoC dazu. Die Einschaltquoten rasten im Steinerraum auf sensationelle 35%. Gegen 14.00 Uhr TNZ gab der als neutraler Schiedsrichter anwesende Präzentor Tharkad - Viktor Sophren - das Kampfgebiet frei. Der Kampf konnte beginnen.
Wie üblich schickten beide Einheiten zuerst ihre mittelschweren Maschinen ins Feld, um den Gegner aufzuklären. Bis auf ein paar Warnschüsse verliefen die ersten Kontakte recht

Striker

unspektakulär, da der schwere Kern beider Einheiten sich erst einmal in Postion zum Angriff manövrieren wollte. Die Flankenbewegung der 2. Kompanie der 30. LG wurde von BGJ-Mechs, hauptsächlich bestehend aus Wolverines und P-Hawks, gestoppt, während die LRM-Maschinen der BGJ Position auf einem Hügel bezogen. Die überschweren Elemente der 30. LG rückten vor, darunter auch der beta-Prototyp der Banshee-S. Einer Wolverine der 30. LG war es gelungen, sich aus dem Nahkampf mit den P-Hawks zu lösen und die Archer der BGJ im Rücken anzufallen. Gleichzeitig stürmte Kommandant Raschke in seinem Warhammer mitten in ein Trio BGJ- Javelins, um der Banshee und dem Archer freies Schußfeld auf die gegnerischen Archer zu ermöglichen. Trotzdem sie unglaubliche Schäden einstecken mußte, kämpfte sich die Banshee der 30. LG auf die Position der BGJ-Archer vor, um diese im Nahkampf in Stücke zu reißen. An dieser Stelle gerieten beide Einheiten bedrohlich in die Nähe der KVS. Der erste Verlust würde den Kampf für eine Seite kippen und den Verlierer feststellen.
Aufgrund der massiven Schäden übertraten die Gardejäger als erstes die KVS - alles ging danach sehr schnell: Innerhalb einer Minute gelang es der in die Rücken der Archer der BGJ gelangten Wolverine, mit einer Breitseite den Archer zu vernichten, dessen Pilot ihn Sekunden vorher noch über Funk beleidigt und verspottet hatte, während ein einzelner Griffin sich durch die gesamte Abwehr der BGJ kämpfte und in den Nahkampf mit den Archern stürzte. Die zweite Wolverine der 30. LG wurde von einer Maschine desselben Typs vernichtet, doch hatte die Banshee inzwischen den Fuß des Hügels erreicht, auf dem die LRM-Maschinen der BGJ Stellung bezogen hatten. Der übriggebliebene Archer-Pilot feuerte, so schnell es sein Nachlademechanismus zuließ. Doch auch dieser Archer wurde in nur wenigen Augenblicken von den Kriegern der konzentriert schießenden 30. LG in ein Wrack verwandelt: Der Griffin feuerte nur Sekundenbruchteile vor dem Eintreffen einer auf Schulterhöhe gezielten LRM-Salve des 30. LG-Archers seine PPC auf den Kopf des BGJ-Archer ab, der von den einschlagenden LRM abgerissen wurde. In der Mitte des Schlachtgebietes war es Kommandant Raschke inzwischen gelungen, die Javelin des Stellvertretenden Kommandeurs der Bremer Gardejäger abzuschießen, während der Victor der 30. LG einen Whitworth mit seiner AC/20 in Schrott verwandelte. Am Fuße der umkämpften LRM-Position der Gardejäger zermalmte sich die Banshee inzwischen beim Sturz das Cockpit, was den Piloten des Griffin der 30. LG jedoch nicht weiter störte: Er wirbelte herum und seine PPC schlug wie ein Götterblitz in den verbliebenen Whitworth der BGJ ein. Zertrümmert krachte der Mech auf den Boden der Tundra.
Das Gefecht war vorbei.
Das Ergebnis wird den Techs einiges zu tun geben: Beide Archer, beide Whitworth und eine Javelin der BGJ mußten ebenso wie eine Wolverine der 30. LG vom Schlachtfeld geschleppt werden. Da Leutnant Lesemann aus dem zertrümmerten Kopf der Banshee nicht mit herkömmlichen Geräten befreit werden konnte, nahmen ein Griffin der 30. LG und ein P-Hawk der BGJ vorsichtig den Kopf auseinander, bis Leutnant Lesemann von Sanitätern aus den Trümmern des Cockpits gezogen werden konnte. Außer einer Gehirnerschütterung und einer gebrochenen Nase hatte er - wie die anderen Piloten - das Manöver gesund überstanden. In der anschließenden Pressekonferenz machten beide Einheitskommandeure deutlich, daß ihre Einheiten trotz der häufigen Kampfeinsätze der letzten Monate nicht ein einziges Mal gegen solch starke Gegner hatten antreten müssen, was wohl nicht als Lob für Marik- und Kuritaeinheiten gedacht war. Trotz der späten Stunde ließen es sich die Krieger beider Einheiten nicht nehmen, für ein paar nimmermüde "Fans" (denn von Fans kann man hier wohl sprechen) noch SpielzeugMechs und T-Shirts mit den Einheitslogos zu signieren. Seitdem die 30. Lyranische Garde die Luft/Raum-Einheiten der Knights of St. George zumindest zu einem Unentschieden geschossen hatten, hat diese Einheit wohl endgültig bewiesen, daß sie die beste Militärmaschine im Steinerraum und damit eine der besten der Inneren Sphäre ist. Das Vorgehen der Garde beim Manöver unterstrich diese Leistung noch, da die Gardejäger - ohne ihre durchaus exzellente Leistung herabwürdigen zu wollen - der Strategie der 30. Lyranischen Garde zu keinem Zeitpunkt etwas entgegenzusetzen hatten. Es gelang ihnen einfach nicht, ihre zahlenmäßige �berlegenheit auszunutzen (immerhin hatte die Garde 25% mehr Mechs auf dem Feld) oder die LRM-Bewaffnung entscheidend zum Tragen zu bringen. Auch die Piloten der mittelschweren Maschinen müssen sich vorwerfen lassen, nicht entschieden genug gegen die (zugegebenermaßen überschwere) Hauptmacht der 30. Lyranische Garde vorgerückt zu sein. Sicherlich wird dieses Manöver jedoch als Beispiel für Kampfkraft und Effizienz bald zum Standardausbildungsprogramm der Mech-Kriegerakademien der Inneren Sphäre gehören. Ich vermute allerdings, daß die Banshee der 30. Lyranische Garde in gewissen Momenten des Kampfes vom Militärischen Nachrichtendienst des Lyranischen Commenwealth beeinflußt worden war - an einigen entscheidenden Szenen fiel das gesamte Kameramaterial der Presse aus, und nach der Bergung des Piloten wurde die Maschine so schnell wie möglich mit Planen verhüllt und abtransportiert. Gibt es etwa Ausrüstung, die vor den anderen Häusern geheimgehalten werden soll? Auf jeden Fall sollten die anderen Häuser bzw. deren Einheiten es mit der Angst zu tun bekommen, wenn das Blau der Lyranischen Garden auf dem Schlachtfeld auftaucht...

Bericht vom Tharkad durch FedNet-Kolumnist Steven Larssen



Nachtrag zum Chapterfight vom Nice Dice Con �98

Zu unserem Bedauern gibt es zu diesem Chapterfight einen unschönen Abschluß. Die F�hrung der Bremer Gardej�ger hatte Einspruch gegen die Wertung des Chapterfights eingelegt. Dieser landete schlie�lich vor dem Schiedsgericht der BattleTech AG. Dieses gab den Gardej�gern zum Teil recht, deshalb wurde der Fight nachtr�glich auf ein Unentschieden gewertet. Die Gr�nde f�r dieses Urteil liegen darin, da� die 30. Lyranische Garde zwei Regeln benutzt hat, deren Auslegung des Oberschiedsrichters der BattleTech AG (K.-D. Sult) von uns nicht vorher mit den Gardej�gern ausdiskutiert worden war. Dies waren die Regeln:

Falls ein Mech sich beim Sturz die Interne Struktur besch�digt, entsteht KEINE Possible Crit-Chance.

Ein Mech, f�r den gespottet wird, mu� den partial cover-Malus der spottenden Einheit auf das Ziel nicht beachten.

Wir als 30. Lyranische Garde finden es menschlich ziemlich arm, wenn man (wohlgemerkt: in einem Man�ver, in dem es "nur" um die Ehre ging) im Falle einer Niederlage versucht, den Chapterfight noch durch das Beschreiten des Rechtsweges zu gewinnen. Um Ralf Baumgart zu zitieren, der etwas sehr Wahres gesagt hat: BattleTech ist zuallererst ein Spiel miteinander, nicht gegeneinander.
Recht hat er.


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Letzte Änderung 09.09.98